ROSENWISSEN – 12 Experten Tipps aus dem Rosarium Sangerhausen
In meinem Bücherregal stehen viele Bücher über Rosen. Mindestens 10. Vielleicht auch 15.
Nur über Rosen. Auf deutsch, auf englisch und auf französisch. Alle prallgefüllt mit Informationen und wundervollen Fotos.
Die meisten habe ich von vorne bis hinten gelesen. Von vielen habe ich gelernt.
Aber kennst Du das Problem? Je mehr man über ein Thema liest, desto mehr Empfehlungen, Anregungen, Do's & Dont's bekommt man. Das verwirrt. Und verunsichert.
Denn sie sagen nicht alle das Gleiche – im Gegenteil!

Aber: Jemandem, der fast 50 Jahre lang tagein, tagaus mit Rosen gearbeitet hat, dem vertraue ich. Blind.
Das ist der Fall bei Herrn Matern. Der Rosen-Experte schlechthin war seit 1974 im Rosarium Sangerhausen, der größten Rosensammlung der Welt, beschäftigt. Mittlerweile ist er ihm wohlverdienten Ruhestand, doch hat er sich an einem Sommertag die Zeit genommen, mir das Rosarium zu zeigen, meine endlosen Fragen zu beantworten und mir seine Tipps & Tricks zu verraten.
Und dieses Rosenwissen möchte ich jetzt mit Dir teilen.
INHALT
12 DINGE, DIE DU VIELLEICHT NOCH NICHT ÜBER ROSEN WUSSTEST
1. WO EINMAL EINE ROSE STAND, DARF KEINE MEHR GEPFLANZT WERDEN
Wir kennen sie alle, diese Regel zum Thema Bodenmüdigkeit. Bis jetzt habe ich mich daran gehalten, oder – wenn ich doch unbedingt am selben Standort wieder eine Rose pflanzen wollte – den Boden großzügig, wirklich sehr großzügig ausgetauscht.
ABER: Das ist gar nicht unbedingt nötig, da hat mich Herr Matern beruhigt. Es reicht, in das Pflanzloch frische Erde zu füllen. Und bei sogenannter Containerware ist die Rose ja sowieso schon in neuer Erde. In seinen 47 Jahren Berufstätigkeit sei deswegen noch nie irgendeine Rose schlecht gewachsen.

Und klar, es macht ja auch irgendwie Sinn:
Im Rosarium werden Rosensorten über Jahrzehnte gepflegt, erhalten, neue gezüchtet und ausgetauscht. Aber da sie alle katalogisiert sind, hat jede Rosensorte ihren festen Platz und bleibt immer an Ort und Stelle. Auch wenn neu gepflanzt wird.
Das Rosarium kann schliesslich nicht ein paar Meter weiterziehen. Auch der Boden kann nicht jedesmal komplett ausgetauscht werden, da rechts und links ja andere Rosen wachsen.
2. OH DIESE WÜHLMÄUSE! HABEN SIE EINEN GEHEIMTIPP?
Die kleinen Nager bringen mich zur Verzweiflung! Einige meiner liebsten Rosen haben sie einfach so mir nichts Dir nichts vernichtet. Wer hätte gedacht, dass so eine winzige Kreatur so viel Chaos anrichten kann. Daraufhin habe ich mit viel Aufwand und Liebesmühe einige meiner Beete mit Wühlmausgittern gesichert.
Es geht aber anscheinend auch einfacher: Herr Matern schwört auf Kaiserkronen. Diese Zwiebelgewächse, die zwischen 60 bis 100 cm hoch werden, vertreiben die Plagegeister durch ihren Geruch. Und es gibt sie inzwischen auch nicht mehr nur in gelb oder orange, sondern auch in wunderschönen anderen Farben wie diesen. Und wer mich inzwischen ein bisschen kennt, weiß, das macht Frau Stiller seeehr glücklich.
Auch Herr Matern war wühlmausgeschädigt, und seitdem er Kaiserkronen gepflanzt hat, ist Ruhe.
Am besten im Abstand von ein bis zwei Metern – oder da, wo ein bisschen Platz zwischen den Rosen ist – je eine Kaiserkrone pflanzen.
Kaiserkronen!
Links die wunderschöne "Ivory Bells" und rechts die eindrucksvolle "Persica"
3. PFLANZE GALLICA-ROSEN FÜR HALBSCHATTGE BIS SCHATTIGE BEREICHE
Es gibt im Rosarium eine Ecke unter Bäumen, mit lichtem Schatten – viel Sonne kommt da nicht hin. Und trotzdem wachsen dort Rosen! Wunderbare, historische, duftende Gallica-Rosen.
Das hat mich so motiviert, dass ich im hinteren Bereich des Gartens ein Beet nur für Gallica-Rosen angelegt habe. Und sie blühen einfach nur wunderschön. Zwar nur einmal, dafür aber umso herrlicher. Und sie sind sehr gesund.
Die wunderschöne Gallica-Rose "Charles de Mills"
4. DER HAUPTSCHNITT: IM FRÜHJAHR ODER IM HERBST?
Es gibt unterschiedliche Meinungen, und viele schwören auf den Herbst-Schnitt. Ich selber schneide meine Rosen im Frühling und bin froh, dass ich da nochmal von Herrn Matern bestätigt wurde.
Die beste Zeit für den Hauptschnitt ist im Frühjahr, wenn die Forsythien blühen. Und zwar ganz einfach aus diesem Grund: Der Rückschnitt gibt den Rosen das Signal „Jetzt muss ich was tun", und dann geben sie nochmal richtig Gas und treiben aus. Und das ist bei frostigen Temperaturen im Herbst keine so gute Idee.
Wenn Du dann aber im Frühjahr die Schere anlegst, dann so richtig. Trau Dich! Der Schnitt regt das Wachstum und die Blütenbildung an. Also lieber 10 cm zu viel als zu wenig.
Und noch ein weiser Rat von Herrn Matern: Beim Rosenschneiden nie auf den Ehepartner hören!
5. UND WIE PFLANZE ICH KLETTERROSEN RICHTIG?
Ein häufiges Problem bei Kletterrosen ist es, dass sie unten oft verkahlen.
Aber auch hier hat Herr Matern mit seinem unerschöpflichen Rosenwissen eine Lösung:
Pflanze sie in ca. 20 cm Abstand zum Spalier (Mauer, Rosenbogen...), und zwar mit Veredlungsstellelle nach außen – dann bildet sie Triebe, die nach außen wachsen. Diese Triebe nimmst Du und biegst sie dahin, wo sie hin sollen.
Wenn Du sie dann anbindest gibt es an der Stelle unten einen sogenannten Saftstau – und genau den wollen wir. Der regt nämlich Wachstum und Blütenbildung an und es entstehen von unten Blütentriebe.
Du hast schon eine bestehende Rose? Dann kannst Du auch im Nachhinein noch einen Saftstau erzeugen. Klemme im Frühjahr ein Brett (ca. 20 – 30 cm breit) zwischen Wand (Spalier, Rosenbogen...) und den unteren Haupttrieben, so dass die Rose nach außen gedrückt wird. Da solltest Du dann bald neue Triebe sprießen sehen.

Das Foto habe ich nur zur Verdeutlichung gemacht.
Das Brett kann ruhig breiter sein.
6. ÜPPIGE ENGLISCHE ROSEN, KLEINSTRAUCHROSEN, EDEL- UND BEETROSEN ...
Geh mal auf die Webseite von David Austin. Rosen, die an Üppigkeit kaum zu übertreffen sind.
Und das ist der Trick ... meistens ist das nicht EINE Rose. Selbst wenn man denkt, es sei nur eine einzige – es sind zwei oder drei, die am besten in einem Dreieck im Abstand von 30 bis 40 cm gepflanzt werden.
Wenn Du neue Rosen pflanzt und den Platz hast – pflanze gleich drei. Die Wirkung ist einfach hinreißend. Also nicht kleckern sondern klotzen.

7. GIBT ES IDEALE BALKONROSEN?
Für Kübel und Topf sind am besten Floribunda-Rosen geeignet. Sie wachsen in der Regel buschig, werden nicht zu hoch und blühen den ganzen Sommer über.
Sie heißen auch Polyantha-Rosen und sind moderne Rosen, wie zum Beispiel "Bee Fantastic", "Bonica '82", "Pastella" oder "Minerva".
Links "Bee Fantastic" und rechts "Minerva"
Links "Bonica '82" und rechts "Pastella"
8. GIBT ES ROSEN, DIE KEINE ARBEIT MACHEN?
Bodendeckerrosen sind ideale Rosen für Gärten, die pflegeleicht sein sollen.
Es reicht, sie alle drei bis vier Jahre auf fünf Zentimeter herunterzuschneiden. Das ist alles.
Und wenn Du dann noch eine wählst wie "Sternenflor", putzt sie sich sogar selbst aus – das heißt, sie wirft ihre verwelkten Blütenblätter von alleine ab, ohne dass Du sie mit der Schere zurückschneiden musst.
Ein idealer Bodendecker – "Sternenflor"
9. ENTSPANNT BEIM GIESSEN!
Rosen sollten nur beim Anpflanzen (am besten im Herbst) gegossen werden. Ansonsten sorgen sie selbst für sich und holen sich mit ihren tiefen Wurzeln das Wasser aus dem Boden.
Im Gegenteil – wenn man Rosen zu oft gießt, werden sie 'faul' und bilden diese tiefen, langen Wurzeln nicht, die sie später brauchen, um sich selbst mit Wasser aus der Tiefe zu versorgen.
Einzige Ausnahmen: Bei extremer Hitze freuen sich noch "junge" Rosen (2 – 3 Jahre alt) über Wasser. Oder wenn Du sehen kannst, dass Deine Rosen bei lang anhaltenden Hitzewellen leiden.
Da gilt dann: Lieber seltener und viel, als öfter und wenig wässern. In diesem Artikel findest Du mehr zum Thema "Richtig Gießen".
10. AUS DIE LAUS! UND AUCH DU PILZ.
Läuse bekämpft Herr Matern mit einer Mischung aus Wasser und Spülmittel, das ganz einfach auf die betroffenen Triebspitzen und Knospen gesprüht wird. 2 bis 3 Tropfen Spülmittel auf 1 Liter Wasser – Im Zweifelsfall lieber zu wenig als zu viel.
Bei Pilzen schwört er auf das alte Hausmittel: 1 Liter Magermilch (0,5% Fett) auf 9 Liter Wasser mischen, das Ganze im Frühjahr vorbeugend geben. Sollte von der Mischung etwas übrig bleiben, freuen sich Tomatenpflanzen.
11. HILFE – MEINE ROSE IST EINBEINIG!
Was tun, wenn Rosen den Winter nicht so gut überstanden haben und nur noch auf "einem Bein" stehen? Am Besten im Frühjahr auf 20 cm herunterschneiden. In den meisten Fällen reicht das aus, damit sich wieder mehrere Triebe bilden.
12. UND WELCHE ROSEN HABEN SIE IM GARTEN, HERR MATERN?
"Hauptsächlich Duftrosen und historische Rosen. Meine Frau und ich haben eine Schwäche für Rosen-Bowle. Deshalb wird auch bei uns im Garten nicht gespritzt.
Meine Lieblingsrose ist die "Augusta Luise", weil sie so schön duftet, sehr starkwüchsig ist, ihre Blüten in einem wunderschönen Rosé-Apricot-Ton erstrahlen und sie die ganze Rosensaison hindurch blüht.
Außerdem liebe ich die "Senegal" – eine historische Rose, die als Kletter- oder Strauchrose gezogen werden kann. Mit dunkelroten, fast schwarzen Blüten und einem wahnsinnigen Duft.
Und drittens die "Nostalgie", die Lieblingsrose meiner Frau."
Links "Augusta Luise", rechts "Nostalgie"
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Fotos: Rosenhof Schultheis, Rosarium Sangerhausen, My Cottage Garden
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