DER CHELSEA CHOP – Geht den Pflanzen an den Kragen
Meine Damen, meine Herren. Es ist Zeit. Zeit für den Chelsea Chop.
Der Chelsea Chop – ein Wundermittel englischer Gärtner, Geheimtipp für eine lange Blütezeit und der Weg zu kompakten, buschigen Pflanzen.
Greift also zur Gartenschere und lest hier... (oder schaut Euch das Video dazu HIER an).
Der Chelsea Chop (to chop = abschneiden, schnibbeln, kürzen) ist ein Rückschnitt bestimmter Stauden, der Ende Mai, Anfang Juni erfolgen sollte, also genau zu der Zeit, wenn die legendäre Chelsea Flower Show stattfindet.
Stauden wie beispielsweise Phlox oder die Fetthenne werden dadurch buschiger und die Blütezeit deutlich verlängert. Je nach Pflanze sogar um ganze vier bis sechs Wochen.
Gerade Pflanzen wie Katzenminze oder Fetthenne, die zum Ende des Sommers auseinanderfallen, bleiben dadurch aufrecht und klaffen nicht in alle Richtungen.

Phlox mit verlängerter Blütezeit
Chelsea Chop – wie funktioniert das?
Bleiben wir beim Beispiel Phlox.
Es empfiehlt sich, nicht den ganzen Phlox zu schneiden (was auch durchaus möglich wäre, er wird dadurch viel kompakter, aber der – für mich – alles entscheidende Vorteil der langen Blütezeit entfällt dann), sondern einen Teil (ca. 25 – 50 Prozent) der Triebe um ca. ein Drittel einzukürzen. Die Blühzeit der einzelnen Blume verlängert sich zwar nicht – doch weil die zurückgeschnittenen Triebe später nachlegen als die übrigen, sorgt das insgesamt für eine längere Farbenpracht.
Wird die ganze Pflanze eingekürzt, hat das den Vorteil, dass die Gesamtblütezeit später einsetzt, was vielleicht in der Beet-Komposition (also mit passenden Pflanzenpartnern, die erst später im Jahr blühen) durchaus gewünscht ist.

Chelsea Chop am Phlox
Der Phlox bildet an den Schnittstellen neue Triebe und dann auch neue Knospen.
Dadurch wächst die Pflanze buschiger und stabiler – und hier kommt der Clou: Während die ersten, ungeschnittenen Triebe langsam in den Endspurt gehen, schieben die gekappten Kollegen frische Knospen nach und sorgen für einen zweiten Auftritt.
Ha!
Ich nehme meistens die größten und längsten Triebe und davon jeden zweiten. Das fällt dann nicht auf und die Pflanze blüht regelmäßig.
Auch wenn es schwerfällt, Euren frisch ausgetriebenen, bereits hochgewachsenen Zöglingen an den Kragen zu gehen – aber es lohnt sich. Ich habe letztes Jahr Vergleichspflanzen gehabt und das Ergebnis war wirklich deutlich. Gerade Sedum (Fetthenne) wird irgendwann schwer und kippt gerne auseinander, das konnte der Chelsea Chop hervorragend verhindern.
Gebt Euren Pflanzen danach einen Schluck zu trinken und eventuell auch etwas Dünger.
Und noch ein Tipp: Ihr könnt aus dem Schnittgut neue Pflänzchen ziehen. Besonders bei der Fetthenne funktioniert das super einfach. Steckt die abgeschnittenen Triebe in eine Vase und schon bald werden sich neue Wurzeln bilden.
Ich empfehle Euch, das erste Mal sanft an den Chelsea Chop heranzutasten. Einfach ein paar Triebe ausprobieren.
Gerade wenn der Frühling sehr trocken gewesen ist, könnte ein zu radikaler Schnitt der Pflanze eher schaden als Euch mehr Blütenfülle zu schenken.
Auch der Zeitpunkt ist entscheidend.
Und bitte haltet Euch an die untenstehende Liste. Es funktioniert nicht bei allen Blumen, wie z.B. bei Pfingstrosen, Akeleien oder Hortensien.

Chelsea Chop an einer Fetthenne
An diesen Pflanzen kann der Chelsea Chop angewendet werden:
- Phlox
- Katzenminze
- Herbst-Astern
- Indianernessel
- Schafgarbe
- Purpur Sonnenhut
- Goldlack und Goldlack "Bowles Mauve"
- Färberkamille
- Garten-Margerite
- Sedum
- Sonnenbraut
- Rudbeckia
- Helianthus
- Goldrute

Verwechselt diese Technik aber nicht mit dem "normalen" Rückschnitt NACH der Blütezeit, um eine zweite Blüte zu fördern.
Dieser empfiehlt sich unter anderem bei diesen Pflanzen:
- Rittersporn
- Fingerhut
- Eisenhut
- Stockrose
- Sterndolde
- Bartfaden
- Lupine
- Flockenblume
- Königskerze
Und dann gibt es noch die Pflanzen, die nach der Blüte nicht ganz so ansehnlich sind. Da empfehle ich einen radikalen Rückschnitt (nach der Blüte), um schöne, frische Blätter nachwachsen zu lassen:
- Alchemilla (manchmal kommt auch da noch ein Blümchen raus)
- Bei manchen Storchschnabel-Arten, falls die Blätter unansehnlich geworden sind
- Und beim Ziersalbei
Ich freue mich (wie immer!) von Euren Erfahrungen zu hören. Schreibt mir einfach an blumenglueck@mycottagegarden.de.

Fotos: Syl Gervais, My Cottage Garden