TULPENWISSEN – Wusstest Du eigentlich schon, dass...
Als ich vor einiger Zeit wieder in Holland war, wurde ich morgens um sieben am Küchentisch von Tulpenzüchtern bei einer Tasse kompromisslosem, schwarzen Kaffee in die Geheimnisse und langwierigen Prozesse der Tulpenzucht eingeweiht. Zusammen sind wir dann über die
endlosen Felder voller bunter Tulpen gestapft. Tulpen bis zum Horizont.
Bei dieser Gelegenheit habe ich Dir ein paar spannende Fakten über Tulpen mitgebracht.
Du kannst Dir übrigens alles auch HIER als Video anschauen.
INHALT
KANNST DU DIR VORSTELLEN, DASS EINE NEUE ZÜCHTUNG MIT EINER EINZIGEN ZWIEBEL BEGINNT?
Immer wieder spannend – eine neue Sorte fängt tatsächlich mit einer einzigen Zwiebel an.
Kreuzt man zwei verschiedene Sorten, entsteht die neue Zwiebel. Bis diese allerdings das erste Mal blüht, vergehen mindestens drei Jahre. Dann erst kann der Züchter entscheiden, ob es sich lohnt, sie weiter zu züchten.
Es dauert viele Jahre, bis aus dieser einen Zwiebel so viele Zwiebeln geworden sind, dass die neue Tulpensorte in den Handel kann. Teilweise 20 bis 25 Jahre. Und nicht selten stellt der Züchter nach dieser Zeit fest, dass sie sich eventuell gar nicht verkaufen lässt – vielleicht weil sie besonders für Krankheiten anfällig ist.
Erst nach 13 Jahren ist diese Reihe hier entstanden.
Und auch bei den Tulpen gibt es "Frühzünder" oder Streber.
Auf dem unteren Foto sind alle gleich alt. Allerdings gibt es tatsächlich ein paar wenige, die in diesem Jahr schon blühen – die anderen werden vermutlich erst im darauffolgenden Jahr ihre erste Blüte zeigen.
WIE WICHTIG IST DER STANDORT?
Hier konnte ich selber nur staunen! Die Tulpen, die näher zur Sonne stehen, blühen einfach früher. Und wir reden hier von 1 (EINEM!) Meter auf offenem Feld. Ist das nicht unglaublich?
Also nicht wundern, wenn Du über den Zaun guckst und es beim Nachbarn schon früher blüht.
MACHT DIE ZWIEBEL-GRÖSSE ETWAS AUS?
Anders als zum Beispiel bei Dahlien, wo die Größe der Knolle nicht (oder nicht unbedingt) auf die Größe der Pflanze hinweist, ist es bei Tulpenzwiebeln tatsächlich so, dass die Größe der Zwiebel auf die Größe der Blüte schließen lässt.
Je größer die Zwiebel, desto mehr Nährstoffe hat sie zur Verfügung und desto größere Blütenansätze wird sie bilden können.
Idealerweise sollten Tulpenzwiebeln einen Umfang von mindestens 10 bis 11 Zentimeter haben, noch besser wären 11 bis 12 Zentimeter. Wildtulpen sind perfekt bei einem Umfang von 6/7 also 6 bis 7 Zentimeter.
UND WIE IST DAS MIT DEM PFLANZABSTAND?
Schau mal die beiden Fotos aus Holland an. Wohl den empfohlenen Pflanzabstand ignoriert?
Pflanze die Zwiebeln so, wie es Dir am besten gefällt: Dicht an dicht, locker verstreut oder auch durchaus enger, als es die Packung empfiehlt. Sie werden trotzdem blühen – und wenn sie nah aneinanderstehen, dann wird es ein zauberhaftes Blütenmeer.
KOMMEN TULPEN WIEDER?
Das ist vermutlich die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird: Kommen die Tulpen im nächsten Jahr wieder?
Und sie lässt sich leider nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten.
Die Wachstumsbedingungen in unseren Breiten sind ganz und gar nicht dieselben, die Tulpen in ihrer natürlichen Umgebung vorfinden: Nämlich Extreme wie kalte, schneereiche Winter, ein kühles, feuchtes Frühjahr und sehr heiße Sommer. Gerade den heißen Sommer brauchen Tulpen zum Überleben. Die Zwiebel benötigt die Wärme und die Trockenheit, um sich auf die nächste Saison vorzubereiten.
Wildtulpen, Darwin-Hybriden (ich mag besonders die Sorten aus der Pride-Reihe), lilienblütige Tulpen oder die Sorten Tulipa kaufmanniana, viridiflora sowie fosteriana sind unter passenden Bedingungen recht zuverlässig, auch wenn sie im Boden bleiben.
Je ausgefallener und „gezüchteter“ eine Tulpe ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie Dir auch im nächsten Jahr noch Blüten schenkt. Manche treiben im nächsten Frühjahr zwar aus, oft sind die Blüten aber kleiner oder es erscheinen dann irgendwann nur noch Blätter. Ich habe aber auch Überraschungen mit Tulpen erlebt, die jahrelang wiedergekommen sind. Andere dagegen habe ich nie wiedergesehen.
Wenn Du im darauffolgenden Jahr wieder die gleiche Blumenpracht im Garten möchtest, empfehle ich, um ca. 1/3 der Zwiebeln aufzustocken.
Und noch ein Tipp, wenn Du Deine Zwiebeln im Boden lässt: Setze die Tulpen nicht neben Stauden, die viel Wasser brauchen, wie z.B. Hortensien oder Phlox. Je trockener der Boden in den Sommermonaten ist, desto besser sind die Bedingungen für die Tulpenzwiebeln.
UND NACH DER BLÜTE?
Was Du auf jeden Fall tun solltest, um die Tulpenzwiebel zu stärken: Schneide die verblühten Blüten ab, damit die Kraft der Pflanze in die Zwiebel geht und nicht in die Bildung von Samen.
Beachte dabei aber unbedingt: Schneide nur die Blüten ab und lass die Blätter auf jeden Fall stehen. Auch wenn die verwelkten Blätter nicht so schön aussehen, die Zwiebeln holen sich daraus wichtige Nährstoffe, um nächstes Jahr wieder kräftig blühen zu können.
Ein Tipp: Pflanze die Tulpen mittig ins Beet, dann werden die verwelkten und inzwischen unansehnlichen Blätter durch nachwachsende Stauden verdeckt (beispielsweise Pfingstrosen, Herbstanemonen, Katzenminze oder Akeleien).
LUST AUF EIN TULPENMEER IM FRÜHLING?
Dann guck doch mal, welche wundervollen Sorten ich dieses Jahr für Dich entdeckt und ergattert habe. Die gesamte Kollektion findest Du HIER.
DU WILLST NOCH MEHR TULPENWISSEN?
Und falls Dich Tulpen auch so begeistern wie mich, dann guck doch mal in mein Buch "Tulpenglück".
Hier findest Du alles, was Du über diese wundervolle Blume wissen musst.
Traumhafte Fotos und viele Tipps & Tricks für einen traumhaften und üppigen Tulpenfrühling.
Mit viel Liebe nehme ich Dich mit in die farbenfrohe Welt der Tulpen. Du bekommst von mir Tipps zur Pflanzung und Pflege, erfährst, wie Du die Schönheiten im Beet kombinieren kannst, welche Tricks ihre Blüten in der Vase länger frisch halten – und wie Du kleinen Schädlingen (hallo, Wühlmaus!) oder Krankheiten am besten begegnest.
Fotos: Janina Laszlo, My Cottage Garden, Seila Malo